Eigentlich haette ich alles schoen geplant. Von Florina nach Flabouro, ueber die Nebenstrasse weiter nach Xino Nero und dann durch das Vermero-Gebirge Richtung Thessaloniki.
Als ich Flabouro erreiche wird mir wie so oft erklaert, dass die kommenden 12 KM "dirt road" sein und mit dem Fahrrad nicht befahrbar sind. Wie ueblich kommentiere ich das nur noch mit einem Schulterzucken und sage das gehe schon irgendwie. Doch diesmal sollten die Einheimischen recht behalten.
Allerdings ist es nicht die Strasse die mir einen Strich durch die Rechnung macht, sondern mein Bike. Nach 3 KM durch teilweise knoecheltiefen Morast geht nichts mehr. Eine Stunde versuche ich das Problem zu beheben, dann sehe ich es ein. Diesmal muss ein Profi ran. Nach kurzem Ueberlegen entscheide ich mich dafuer, meinen Weg weiter zu schieben. Zurueck weiss ich, wie weit es zum naechsten Fahrradladen ist. 10 KM spaeter habe ich endlich wieder Asphalt unter den Fuessen und erfrage den naechsten Fahrradladen. Ich schiebe weitere 8 KM und erwarte den ueblichen Blechverschlag hinter dem alle Arten von Fahrzeugen repariert werden. Stattdessen finde ich einen Bike-Shop vor, der fast deutschem Standart entspricht. Bei meiner Ankunft ist es fuenf vor sieben und man bereitet sich eigentlich schon auf den Feierabend vor. Fuer den verrueckten Deutschen wird aber wieder einmal eine Ausnahme gemacht.
Mein Problem stellt sich als gravierender heraus als ich dachte und so bricht langsam die Daemmerung herein. Unermuedlich schraubt Konstantin weiter. Unglaeubig uebersetzt ihm Olga, die Ladenbesitzerin, dass ich ueber die Berge aus Flabouro gekommen bin. Dabei schuettelt sie den Kopf und ich bekomme wieder einmal zu hoeren "You are crazy!". Inzischen bin ich daran gewoehnt und antworte nur "Yes." Kurz darauf haelt mir Konstantin ein dreckiges Kugellager unter die Nase und Olga uebersetzt, dass ich keine Feldwege fahren duerfe, denn die seien Schuld an meinem Problem. Nun schuettle ich den Kopf und meine "No, YOU are crazy!"
Zwei einhalb Stunden haemmert, putzt und schraubt Konstantin an meinem Bike. Derweil unterstuetze ich Olga tatkraeftig bei ihrem Kampf mit einer (anfaenglich) halbvollen Flasche Metaxa. Um halb zehn dreht sich Konstantin endlich zu uns und sagt kurz "OK". Das Problem ist behoben und meine Reise kann weitergehen. Rechnung gibt es wieder keine. Stattdessen kaufe ich eben alles was mir einigermassen brauchbar erscheint. Neue Handschuhe und Griffe, Schutzbleche und eine Klingel.
Gluecklich, dass das Bike noch am selben Tag wieder laeuft beschliesse ich einen Gyros essen zu gehen (eine verhaengnisvolle Entscheidung, aber das ist eine andere Geschichte). Die Laeden haben bereits geschlossen und ich brauche dringend etwas, das den Alkohol in meinem Magen aufsaugt. Der Wirt spricht fast akzentfreies deutsch und so bleibe ich auch dort wieder fast zwei Stunden haengen. Die abschliessende Frage "Pu cani?" (Wieviel kostet's?) ist dann wohl eher eine rhetorische. Wie so oft lautet die Antwort "Das geht auf's Haus"
Ein Fahrradfahrer mit ueber 2000 km auf dem Buckel ist eben auch in Griechenland nicht an der Tagesordnung.